Die Vorteile des Einsatzes von Open Source gegenüber proprietärer Software in Betrieben liegen klar auf der Hand: keine Lizenzgebühren für die verwendete Software, vereinfachte Weiterentwicklung und keine Abhängigkeit vom Hersteller durch die Offenlegung des Quellcodes, und das Recht, den Quellcode zu modifizieren und zu verwerten. Doch welche Vorteile liegen in der Enwicklung von Open Source Software?
Die Entwicklung von proprietärer Software kann je nach Projektgröße kostspielig sein, bedenkt man die Lizenzen für die Entwicklungsumgebungen, Programmierstunden und Verbesserungen der Programme nach mehreren Testläufen, und die Bezahlung der hierfür benötigten Beta-Tester.
Die Lizenzgebühren fuer die Entwicklungsumgebung entfallen bei Verwendung eines Open Source Systems wie z.B. GNU/Linux, das in mehreren Distributionen bereits die ideale Entwicklungsumgebung besitzt. Die Voraussetzung hierfür ist die Realisierung des Projektes in einer Programmiersprache, für die bereits Open Source Übersetzer (Compiler/Parser/Interpreter) existieren. Wer einen einfachen Editor wie emacs, vi oder nano scheut, kann einige Open Source Entwicklungs-Tools für diverse Programmiersprachen in Software-Listen wie z.B. freshmeat.net oder sourceforge.net finden, die meist in absehbarer Zeit installiert und konfiguriert werden können. Die Behauptung von Herstellern proprietärer Software, daß Open Source Entwicklungstools und Übersetzer im Vergleich zu kommerziellen Produkten fehlerhaft und nicht ausgereift sind, ist schon lange nicht mehr haltbar.
Weiters kann Software nach einer gewissen Reife der Welt als Alpha- bzw. Beta-Release zur Verfügung gestellt und falls plattformunabhängig, auf mehreren Hardwareumgebungen und verschiedenen - darunter auch proprietären - Systemen getestet werden. Bugreports und Ideen von mehreren AnwenderInnen und nicht selbst beschäftigten ProgrammiererInnen, die in manchen Fällen sogar den erweiterten Quellcode zur Verfuegung stellen, können verwertet werden um das Programm zu verbessern. Damit verbundene häufige Releases der Software sorgen dafür, daß dieser Prozess der Verfeinerung schneller als bei geschlossenen Projekten läuft, und das Produkt erreicht früher die gewünschte Reife.
Die Größe der Community, die sich um das Software-Projekt bildet hängt von der Nützlichkeit des Produktes, den möglichen Einsatzgebieten, und den zur Verfügung gestellten Kommunikationsmöglichkeiten wie E-Mail, Website, Forum, Bug-Tracking System, Version Control System, ab. Diese Infrastruktur rund um die Software kann von den Herstellern selbst zur Verfügung gestellt, oder auch z.B. von www.sourceforge.net gratis bezogen werden.
Die Beschaffung finanzieller Mittel für die Entwicklung von Open Source und freier Software und deren Verwertung als mögliche Einnahmequelle kann auf mehreren Wegen erfolgen. Etablierte und häufig verwendete Open Source Software kann dazu dienen, um damit verbundene kommerzielle Software zu verbessern und weiterzuentwickeln, z.B. Open Office und Star Office, PHP und Zend. Zusätzlich tragen selbst entwickelte Open Source Produkte dazu bei, den Bekanntheitsgrad und den Marktwert eines Unternehmens zu steigern. Dienstleistungen und Consulting in Bezug auf die eigenen Produkte, sowie kommerzielle Erweiterungen dergleichen können die Entwicklung zusätzlich finanzieren und als weitere Geldquelle in Betracht gezogen werden. Es besteht auch die Möglichkeit, daß Open Source Projekte von einem Auftraggeber zur Gänze finanziert werden. Durch die damit verbundenen Vorteile ist die Erstentwicklung einer Anwendung als Open Source Produkt ein wesentlicher und geforderter Teil von einigen Ausschreibungen.
Die Entwicklung von Open Source Software und deren lizenzkostenlose Freigabe ist also keineswegs umsonst, sondern bietet die Möglichkeit, kostensparend und gewinnbringend flexible, portierbare und bessere Applikationen in kürzerer Zeit zu erschaffen.
*Dipl. Ing. Sherryl Manalo ist in der Geschäftsleitung der Firma antitachyon in Wien, e-mail:
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